Als Mittvierziger richtig durchgestartet
LAV-Leichtathlet Helmut Meier blickt auf zahlreiche Erfolge zurück
Von unserem Mitarbeiter
Manfred Krause
Heeslingen. Ein paar Sportschuhe mit Klettverschluss halfen Helmut Meier im fortgeschrittenem Alter aufs „Pferd“, um intensiv für die Kurzstrecke zu trainieren und zu laufen. Der 54-Jährige, der zuvor im TuS Heeslingen aktiv war, wechselte vor neun Jahren zur Leichtathletikabteilung nach Zeven. Den späten Wechsel hat der gebürtige Steddorfer, der mittlerweile auf große Erfolge zurückschaut und schon heute einen Ausblick auf die Europameisterschaft 2008 in Helsinki wagt, nicht bereut.
„Der Vereinswechsel kam eher zufällig zustande. Damals begleitete ich meine Tochter Miriam zu den Leichtathletik-Kreismeisterschaften nach Zeven. Als ich auf der Anlage ankam, entschied ich mich, über 100 Meter an den Start zu gehen. In dem Rennen trat ich gegen die Gruppe um Jürgen Umann vom TuS Zeven an und lief mit 13 Sekunden eine recht gute Zeit“, erzählt Helmut Meier, der zu dem Zeitpunkt im TuS Heeslingen aktiv war. Das war der Start in eine neue „Zeitrechnung“, denn anschließend wurde in einem Gespräch der Vereinswechsel perfekt gemacht.
Der erste große Wettkampf war allerdings nicht der „große Brüller“, da der Sprinter bei den Deutschen Meisterschaften in Potsdam in der 4 x 100-Meter-Staffel als Schlussläufer völlig verkrampfte. „Wir wurden dadurch nur Vierter. Für mich war es ein Erfolg, doch der Rest der Truppe war recht enttäuscht“, so Meier. Doch mit gezieltem Training, das er auch heute noch zwei bis drei Mal auf der Anlage an der Kanalstraße oder im großen Holz absolviert, stellten sich auch die Erfolge ein.
Die „Palette“ ist ellenlang und geht vom Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der vereinsinternen Staffel über die Vize-Senioreneuropameisterschaft bis hin zur Teilnahme an der Seniorenweltmeisterschaft im Nationalteam, wo das Quartett Bronze holte. „Die Weltmeisterschaft 1999, mit dem Gewinn der Bronze-Medaille im berühmten Leichathletik-Stadion in Gateshead in Großbritannien hat absolut bleibende Erinnerung. Wenn ich heute Übertragungen aus der Arena mit Weltstars sehe, bekomme ich feuchte Augen“, so der 54-Jährige.
Nicht nur die Töchter Ariela (27) und Miriam (24), die selbst lange beim Schwimmen und in der Leichtathletik aktiv waren, sind stolz auf den Papa. „Natürlich freut sich auch meine Frau Rita über die schönen Erfolge“, so Meier. Allerdings könne diese auch gut mal ohne den Sport auskommen: „Gerne würde sie mit mir nach Italien reisen. Nur unter der Bedingung, dass wir einen weiten Bogen um alle Leichtathletikstadien machen“, so der ehrgeizige Leichtathlet, der sich ab und an im Training auch zu viel zumutet. „Es passiert schon, dass ich die 100, 200, 400 und die Staffel in einer Einheit trainiere. Dann sagt mein Köper ,Helmut, es reicht´. Doch in der Richtung wird man irgendwann vernünftig.“
In seiner Jugend war eher Fußball auf den Wiesen rund um Steddorf angesagt. Doch irgendwie wurde der Ball nicht zu seinem „Freund“. „Ich war immer schneller als der Ball und das funktionierte oft nicht“, so Helmut Meier, der sich als verlässlich, ehrlich, ruhig, technisch völlig unbegabt („den Eierkocher und die Kaffeemaschine kann ich schon bedienen“) und ehrgeizig im Sport bezeichnet. Also: Ein Familientyp und kein Partygänger.
Dennoch mag er es auch fetzig. Ist häufig mit seiner Frau Rita in der Worpsweder Music Hall anzutreffen, wenn dort etwa Manfred Mann´s Earthband oder die Spencer Davis Group in die Tasten hauen.
Dass er ein bodenständiger Mensch ist, beweist seine 33-jährige Tätigkeit beim Arbeitsamt (heute Arbeitsagentur). Nach der Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann riss er zwei Jahre beim Bund ab. Danach tauschte er die Uniform wieder gegen Jacke und Krawatte. Mit der zweiten Angestelltenprüfung machte er letztlich den Sprung in den gehobenen Dienst und landete auf einem Sessel im Arbeitsamt in Zeven. „Dort bin ich in der Arbeitsvermittlung tätig“, so Meier, der den täglichen Weg von seinem Wohnort Heeslingen in die Rhalandstraße mit dem Fahrrad zurücklegt. „Natürlich auch bei schlechtem Wetter“, so der 54-Jährige.
Auf der Anlage der LAV packt er mit an, wo er gebraucht wird – stellt Hürden auf oder harkt die Weitsprunggrube. Und hat festgestellt, dass er sich dort in einem tollen Umfeld mit vielen hoffnungsvollen Talenten befindet. Wäre Helmut Meier bereits in jungen Jahren zu den Zevener Leichathleten gewechselt, vielleicht wäre er ein ganz Großer geworden. „Das hätte ich Helmut auf alle Fälle zugetraut“, so LAV-Boss Hans-Hermann Neblung.
„Wichtig ist doch, dass man gesund bleibt“, sagt Helmut Meier, der für 2006 große sportliche Ziele vor Augen hat. „Mit unserer Staffel sind wir in der neuen Altersklasse M 55 national fast unschlagbar.“